Die Welt der Räucherstäbchen
Was wird benötigt?
Ein gutes Räucherstäbchen und ein Räucherstäbchenhalter.
Die Herstellung von Räucherstäbchen hat eine uralte Tradition in den asiatischen Ländern. Die Räucherstäbchen wurden kreiert, um die Götter in Wohlgefallen einzuhüllen, sie gnädig zu stimmen oder ihnen Freude zu schenken. Noch heute ziehen dicke Schwaden mit köstlichem Duft durch die zahlreichen Tempel Indiens. Bei jeder Gelegenheit, bei jedem Tempelbesuch, bei jeder Götterverehrung werden Dutzende Räucherstäbchen angezündet. Der typische Duft in Indien stammt sicherlich auch von den zahlreichen entzündeten Duftstäbchen.
Räucherstäbchen stellen eine Entwicklung im Umgang mit Räucherwerk dar: Die Herstellung erfordert zwar etwas mehr Aufwand, dafür ist die Anwendung geradezu simpel. Für viele Menschen in unserer schnelllebigen Zeit stellen sie den vermutlich leichtesten Zugang zur Welt der Düfte dar. Alles, was man braucht, ist ein Stäbchen, Feuer und einen Halter – und schon wird die Umgebung vom Duft der Wahl erfüllt.
Worauf ist bei der Qualität von Räucherstäbchen zu achten?
Gute Räucherstäbchen zu erwerben, ist allerdings kein ganz leichtes Unterfangen in der heutigen Zeit. Der Markt ist mit zahlreichen Angeboten überschwemmt und der Verbraucher bekommt oft wenig bis gar keine Informationen, welche Art von Räucherstäbchen er eigentlich kauft. Deshalb hier ein wenig Aufklärung.
Grundsätzlich gibt es zwei Arten der Räucherstäbchenherstellung:
– Masala-Räucherstäbchen (Masala = Mischung)
Hölzer – insbesondere verwendet wird Sandelholz – werden zu feinen Spänen zerkleinert. Die gewählten Kräuter werden in einem Mörser zu Pulver gestoßen. Durch Mischung der Hölzer und Kräuter mit Ölen und Harzen entsteht eine Paste, die in eine Stäbchenform gerollt wird – entweder um einen Holzkern herum (wie in Indien üblich) oder ohne Holzstäbchen im Innern (wie in Tibet, China und Japan). Zu bevorzugen sind reine Stoffe, da diese später die Qualität des Stäbchens bestimmen. Der Duft solcher Räucherstäbchen wird durch alle Komponenten bestimmt und ist stets aufbauend und energetisierend wie die Natur selbst.
– Getauchte Räucherstäbchen
Hier wird um den Holzkern eine Substanz aus Holzkohle und Sägemehl angebracht. Diese Rohlinge werden dann in verschiedene Duftmischungen – meist synthetischen Ursprungs – „getaucht“. Auf diese Weise kann man zum Beispiel auch Stäbchen mit Apfel- oder Aprikosenduft kreieren. Sie ahnen es: Leider sind es oft diese synthetischen Duftmischungen, die bei der Anwendung zu Kopfschmerzen und Unbehagen führen. Erkennen können Sie getauchte Stäbchen daran, dass sich nach dem Anzünden am unteren Ende des Holzstabes Flüssigkeit bildet.
Es sind auch getauchte Räucherstäbchen auf dem Markt, die in reine Ölmischungen getaucht wurden. Sie sind allerdings eher selten und riechen nicht besonders intensiv, da sich reines ätherisches Öl zu schnell verflüchtigt und der Duft ausschließlich von dieser Komponente stammt. Beide Arten bekommt man handgerollt oder maschinell gefertigt. Auf die Qualität des Duftes hat dies keine Auswirkung. Energetisch gesehen trägt jedoch ein liebevoll handgefertigtes Räucherstäbchen immer auch die Energie seines Fertigers weiter.
Ein kleiner, prinzipieller Hinweis zu den Duftrichtungen: Je mehr Öle verwendet werden, desto ätherischer und feiner ist der Duft; je mehr Kräuter und Hölzer, desto erdiger und herber.
Indische Räucherstäbchen
Indische Räucherstäbchen sind wohl am bekanntesten und am weitesten verbreitet. Indien hat eine uralte Räucherstäbchentradition. Bereits in der „Rigveda“ (uralte spirituelle Schriften, ältester Teil der vier „Veden“) sind Hinweise für die Herstellung von Räucherstäbchen überliefert.
Dennoch ist es heutzutage nicht leicht, in Indien hochwertige, reine Räucherstäbchen zu erhalten. Seit auch in Indien die Chemie Einzug gehalten hat, ist beim Kauf von Räucherstäbchen auf dem freien indischen Markt Vorsicht geboten.
Allzu oft werden Moschus Ambrette und hohe Anteile Diethylphtalat (ein chemischer Stoff, der sich gut mit Öl vermengt) hinzugefügt, um die Düfte zu intensivieren und zu verbilligen.
Da in Indien nur wenige Sorten zertifizierter reiner ätherischer Öle zu erwerben sind, werden oft sogenannte „Compounds”, also Ölmischungen, verwendet. Diese Compounds enthalten ätherische Öle, gemischt mit synthetischen Ölen, eventuell zusätzlich gestreckt mit Diethylphtalat. Allerdings macht der Anteil der Öle oft nicht mehr als zwei Prozent der gesamten Masse aus, da selbst die Compounds recht teuer sind.
Wer auch hier ganz sicher gehen möchte, sollte darauf achten, entweder ölfreie Räucherstäbchen zu erwerben oder Räucherstäbchen, die wirklich nur ungestreckte, reine ätherische Öle enthalten. Erkennen können Sie die minderwertigen Räucherstäbchen oft schon an dem intensiven, durchdringenden Duft, den sie verströmen. Ein weiterer Anhaltspunkt ist die Sortenwahl: Sorten wie Magnolie, Veilchen oder Maiglöckchen können eigentlich nur mit chemischen Mitteln hergestellt worden sein.
Dennoch wäre es schade, sich dieser fantastischen Vielfalt verschiedener Düfte zu verschließen. Es gibt immer noch Hersteller, die verantwortungsbewusst und naturverbunden hochwertige Räucherstäbchen kreieren und alte Rezepturen wieder aufleben lassen.
Tibetische Räucherstäbchen
Tibetische Räucherstäbchen zeichnen sich generell durch einen hohen Anteil an Kräutern, Hölzern und Harzen aus – meist aus dem Himalaja selbst, um teure Importe zu vermeiden. In der Regel enthalten sie keine oder nur sehr wenig Öle, sodass Verunreinigungen durch chemische Bestandteile der Öle weitestgehend ausgeschlossen sind. Die Produktion findet nach wie vor direkt in den Klöstern statt, die sich über den Verkauf zu erhalten versuchen.
Tibetische Räucherstäbchen wirken oft heilend auf Körper, Seele und Geist. Die Rezepte für die Mischungen stammen meist aus uralten Klosterbüchern. Sie riechen zwar etwas krautig und herb, da kaum Öle verwendet werden, doch sie haben die Kraft, die Atmosphäre in etwas Heiliges und Erhabenes zu verwandeln.
Japanische Räucherstäbchen
In Japan kann man sehr hochwertige Räucherstäbchen erwerben, die so teuer sind, dass sie auf dem europäischen Markt mangels Nachfrage gar nicht angeboten werden. Verwendet werden oft exzellente Substanzen. Außerdem enthalten sie einen hohen Anteil ätherischer Öle. Die Bestandteile werden sehr, sehr fein gemahlen, sodass ein elegantes, schmales Räucherstäbchen ohne Bambusstab möglich ist.
Falls sich jemand in Ihrer Familie befindet, der keine Räucherstäbchen mag, sollten Sie es mit japanischen Räucherstäbchen versuchen: Sie duften so zart, lieblich und ätherisch, dass selbst die größten Räucherstäbchenverächter in der Regel schwach werden.